Tesla-Chef Musk hält Steigerung der Produktivität um 1000 Prozent für möglich

Das zweite Tesla-Werk in den USA entsteht in Austin/Texas

Der Cybertruck soll in Austin/Texas montiert werden. | Foto: Tesla
Der Cybertruck soll in Austin/Texas montiert werden. | Foto: Tesla
Christine Harttmann
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Lange war spekuliert worden, wo in Texas Musk das zweite Werk bauen würde, doch schon bald kristallisierte sich die tolerante und für Texas völlig untypische Stadt Austin heraus. In einem Interview mit der "Automotive News"erklärte er, das dieser Entscheid auch von den Mitarbeitern gewünscht war, die er dazu befragt haben will. Austin wäre Teslas vierte Fabrik: Bisher baut das Unternehmen seine Stromer in Fremont in Kalifornien und die Batterien in Nevada. Eine zweite Autofabrik ist in Schanghai ans Netz gegangen, eine dritte entsteht gerade in Grünheide bei Berlin.

Das Produktionstempo soll sich verzehnfachen

Neben Model 3 und Model Y sollen in Austin auch der Cybertruck und der Lkw Semi gebaut werden. Mittlerweile sieht er die Produktion als einen der Hauptpunkte an, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Und hier macht er gleich wieder markige Versprechungen: Eine Verbesserung der Effizienz um 1000 Prozent halte er für möglich, um 10.000 Prozent (!) für denkbar. Aktuell laufe die schnellste Autoproduktion etwa mit einem Fünftel der Geschwindigkeit eines Fußgängers, was seiner Meinung nach „nicht besonders schnell“ sei. Zudem liebäugelt er mit einer dritten US-Fabrik im Nordosten des Landes. Das Hauptquartier soll auf absehbare Zeit aber in Kalifornien bleiben.

Neben Cybertruck, Semi und Roadster denkt man künftig auch über ein kompakteres Modell sowie einen Van oder Minivan nach, der entweder zur Fracht- oder zur Personenbeförderung dienen könnte. Allerdings müsse dieser gut aussehen - bisher gebe es keinen gutaussehenden Minivan auf dem Markt. Auch bei den Stückzahlen haut Musk wieder ordentlich auf den Putz: Langfristig könne er sich vorstellen, dass Tesla 20 Millionen Fahrzeuge pro Jahr baut. Zum Vergleich: Aktuell kommen die weltgrößten Autobauer Volkswagen und Toyota ohne Corona-Pandemie auf je rund zehn Millionen Einheiten.

Der Cybertruck soll ohne jede Kundenbefragung entwickelt worden sein, wie Musk verrät:

„Ich wollte einen futuristischen Kampfpanzer, etwas, das aussieht, als käme es aus Blade Runner oder "Aliens". Gleichzeitig sollte es funktionell sein."

Sollte das ungewöhnliche Design nicht den Kundengeschmack treffen, könne man problemlos einen Pick-Up nachschieben, der aussieht wie alle anderen. Mittlerweile sollen aber bereits 200.000 Reservierungen vorliegen. Über den Aktienkurs von Tesla macht Musk sich eher keine Gedanken:

„Worauf es wirklich ankommt, ist, großartige Autos zu bauen und die Kunden glücklich zu machen.“

Deutlich dezenter wird er als es ums Thema Autonomes Fahren geht: Denn bis der komplette Fahrzeugbestand ausgetauscht sei, werde es noch Jahrzehnte dauern. Selbst wenn ab morgen alle Autos elektrisch und autonom fahren würden, würde es 20 Jahre dauern, den Bestand auszutauschen.

Was bedeutet das?

Dass die Produktion ein Schlüsselfaktor für Effizienz und Gewinne ist, scheint bei Tesla erst jetzt anzukommen – und das neue Steckenpferd von Elon Musk zu sein. Und auch hier macht er wieder vollmundige Versprechungen, deren Einlösung noch aussteht. Es wäre schon einmal ein gewinn, wenn er die extrem lasche Verarbeitungsqualität der aktuellen Modelle auf die Reihe bekommen würde.

Printer Friendly, PDF & Email