Test Volvo XC 60 Recharge T6: Weniger ist mehr!

Volvo hat sein Plug-in-Hybrid-Programm sukzessive erweitert: Nach dem XC 60 Recharge T8 AWD baten wir den Recharge T6 AWD zum Test – mit eindeutigem Ergebnis

Beim Plug-in-Volvo XC 60 Recharge kann man den T6 getrost dem T8 vorziehen. | Foto: G. Soller
Beim Plug-in-Volvo XC 60 Recharge kann man den T6 getrost dem T8 vorziehen. | Foto: G. Soller
Christine Harttmann
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Der XC 60 ist der weltweite Topseller im Volvo-Programm. und da Diesel immer unbeliebter werden und nicht im fast 400 PS starken T8-Plug-in powern möchte, schob Volvo unter anderem den T6 nach. Der spart gegenüber dem Top-Plug-in vor allem 3000 Euro brutto, das sind 2.521 netto in der Anschaffung, wofür man sich mit 50 kW weniger „bescheiden“ muss. Was bei 300 PS plus verschmerzbar ist. Die Leistung spart Volvo beim 2,0-Liter-Benziner, während die E-Maschine bei T6 und T8 mit identischen 65 kW unterstützt. Nicht sparen kann der T6 deshalb beim Gewicht: Unsere unbestechliche Testwaage zeigte beim üppig ausstaffierten T6 gar einen guten Zentner mehr an als beim zuletzt getesteten T8 in sportlicher R-Line-Ausstattung.

Marginale Unterschiede zwischen T6 und T8 bei den Fahrleistungen

Bei den Fahrleistungen fallen die Unterschiede auch marginal aus: Von 50 bis 80 km/h im Kickdown herrscht mit 2,4 Sekunden bis auf die zweite Stelle hinterm Komma Gleichstand, erst bei 80 bis 120 km/ kann der T8 den T6 mit 4,3 statt 4,5 Sekunden dann um vernachlässigbare 0,2 Sekunden distanzieren: Zu wenig, um hier merkliche Unterschiede zu erfahren. Ähnlich ist es beim Sprint: Von 0 bis 60 respektive 80 km/h hält der T6 wieder bis auf die zweite Stelle hinterm Komma mit, erst von 0 auf 100 km/h braucht er dann wieder seine 0,2 Sekunden mehr. Die Fahrleistungen sind es also nicht, die den Unterschied machen, weshalb die Extra-Euronen besser in Ausstattung investiert oder spart.

Gutes Stichwort, denn vielleicht spart der T6 ja auch Sprit? Ja, aber auch hier bleiben wir im Nullkommabereich: am Ende der Testrunde schenkten wir 11,10 statt 11,77 Liter nach, was 7,0 statt 7,4 l/100 km bedeutet, dazu kamen zusätzlich 10,28 statt 9,34 kWh Strom, was 6,4 statt 5,8 kWh/100 km bedeutet, womit man kostenseitig minimal günstiger fährt. Wobei wir allerdings zu Gunsten des T6 einräumen müssen, diesen im tiefsten Winter und den T8 im milderen Frühjahr „verkostet“ zu haben. Womit sehr schnell feststeht, dass im Falle des XC 60 weniger ganz klar mehr ist, zumal man sonst keinerlei Abstriche machen muss. Interessant war in dem Fall auch, dass wir in einem strengen Winter wie diesem auch absolut dankbar für den Allradantrieb waren, der uns einmal aus einer Senke half und auf ebener Strecke immer für tatkräftige Traktion sorgte. 

Auch der XC 60 bietet die typisch schwedische Behaglichkeit und fährt schon in der Basis mit hochwertiger Haptik und sauberer Verarbeitung auf. Dazu gehören auch die vielfach verstellbaren Sitze, die sich gegen Aufpreis ebenfalls weiter verfeinern lassen und weitere zahlreiche mögliche Zusatzoptionen, um dem Premiumanspruch gerecht zu werden. Das gilt nicht ganz für das Infotainment und die Bedienung der Zentralscreen. Daran kann man sich zwar gewöhnen, aber intuitiv wäre anders. Auch die Sprachauffassung dürfte gern noch „verständiger“ sein. Wie es besser gehen kann, zeigte der neue Stromer XC40 Recharge P8 AWD, der auf eine Google-Plattform aufsetzt und sich hier schon deutlich verständiger gab, wenngleich manche Befehle von Google nicht direkt auf „Automotive“ respektive Volvo übertragbar sind.

Interessant war auch unsere Kostenrechnung: Konfiguriert man in die Vollen und least den XC 60, landet man bei 30.000 Kilometern im Jahr schnell bei vierstelligen Summen und Kilometerkosten über 0,60 Cent. „Begnügt“ man sich mit einem vorkonfigurierten Modell im care-by-Volvo-Abo, landet man bei knapp 0,52 Cent – und auch hier ziemlich exakt bei den Kilometerkosten landeten, die wir vor zwei Jahren für den T8 ermittelt haben. Der scheint übrigens auch bei Care by Volvo als nicht mehr so relevant eingestuft zu werden: Während der T6 ab 798 Euro auf B5-Diesel-Niveau startet, taucht der T8 unter den sofort verfügbaren Angeboten gar nicht auf…

Was bedeutet das?

Beim XC 60 Recharge T6 ist weniger definitiv mehr. Und aufgrund der geringen Differenzen zwischen Abo- und Leasingpreis könnte „Care by Volvo“ gerade für kleinere Flotten eine spannende Alternative sein: Man hat zwar nicht die ganz große Möglichkeit, im üppigen premiummarkentypischen Riesenkonfigurator anzukreuzen, aber dafür null Stress mit seinem abonnierten Auto!  

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