Auch Iris hatte einen großen hellen Stand, in dessen Mittelpunkt das LEVC-Taxi auf Iris-Sohlen stand. Bei denen vor allem die futuristische Beschriftung der Schulter auffiel. Die Aussage war klar: Wir sind eine neue Marke im B2B-Geschäft und wollen künftig in Europa einen Teil des Kuchens vom Budget-Segment haben.
Anfänge im algerischen Industriecluster
Hinter Iris steht das 2004 gegründete algerische Unternehmen EURL Saterex, das sich auf die Herstellung von elektronischen Produkten, Haushaltsgeräten und Kommunikationstechnik spezialisiert hat. Mehr als fünfzehn Jahre gehört Iris in Afrika zum Vorreiter in der Elektronik- und Unterhaltungsgüterindustrie geworden, und ist nach eigenen Angaben Nummer eins im Fernsehsegment. Auf was sich das bezieht, lässt Iris dabei offen – ob auf alle verkauften Apparate auf dem afrikanischen Kontinent oder auf die Anzahl der produzierten Einheiten in Afrika. Mittlerweile kamen auch Reifen zum Industriecluster hinzu:
Auf einer Fläche von 5,5 Hektar im Industriegebiet von Setif entstand die Reifenfabrik, die eine Kapazität von bis zu zwei Millionen Reifen für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge bietet. In der zweiten Ausbaustufe sollen dort bis zu 4,5 Millionen Reifen produziert werden können. An dem Projekt sind mehrere ausländische Technologiepartner beteiligt, in diesem Fall aus Deutschland, Italien, Finnland und den USA, um vom Transfer von Technologie und Know-how zu profitieren. Ein hochentwickeltes Informations- Managementsystem (MES) soll die Rückverfolgbarkeit und Korrektheit aller Daten gewährleisten.
Neue Reifenfabrik mit Industrie-4.0-Technologie
Dazu wurde auch eine Partnerschaft mit Siemens Digital Industrie unterzeichnet. Dabei soll Siemens für die Digitalisierung der Fabrik verantwortlich zeichnen inklusive der Software. Die Siemens Manufacturing Operations Management (MOM) Software ist eine ganzheitliche Lösung der Industrie 4.0, welche alle Fertigungsabläufe vollständig digitalisieren kann. Das soll bei Iris die Effizienz und Flexibilität der Fertigung steigern und eine hohe Qualität gewährleisten.
Die Reifenpalette orientiert sich entsprechend auch in Aufbau, Mischung und Profil an europäischer Technologie. Die Produktion soll nach internationalen Standards erfolgen. Entsprechend hat man auch die in der Brnche so wichtigen Qualitäts- und Umweltmanagementsystems nach ISO 9001:2015, ISO 14001:2015 und IATF 16949:2016 parat, die von der Automobilindustrie gefordert werden. Iris Tyres hat nach eigenen Angaben erfolgreich ein Audit des Qualitätsmanagementsystems und der Produktionskonformität bestanden. Dieses Audit ermöglichte es, eine Zertifizierung zu erhalten, die von einer europäischen staatlichen Stelle ausgestellt wurde, wichtig für den Exportmarkt Europa, den Iris jetzt angehen möchte.
Eigenes Entwicklungs- und Testcenter – validiert wird in Deutschland und Finnland
Zur Entwicklung hat man auch Testkapazitäten aufgebaut: Neben den Prüfstands- und Labortests gibt es eine Vereinbarung mit mehreren ausländischen Organisationen, die über zahlreiche Prüfstände und spezielle Strecken für Outdoor-Tests verfügen, wo Nasshaftung, Geräuschentwicklung und Rollwiderstand in der Praxis geprüft werden. Die Reifen wurden von spezialisierten Organisationen in Finnland und Deutschland getestet.
Iris selbst sieht sich als Budget-Premiummarke, die das nach eigenen Angaben beste Qualitäts-/Preisverhältnis auf dem Markt bieten will. Mittlerweile ist man verschiedenen Ländern des Maghreb und des Mittelmeerraums vertreten. Aktuell besteht das Programm aus der „Ecoris“-Range, die sich auf Energieeffizienz im Kompaktsegment fokussiert, daneben rangieren die eher gripstarken „Sefar“-Modelle, während „Stormy“ vor allem für Vans im B2B Sektor gedacht ist und durch Robustheit und Langlebigkeit punkten soll. „Lane“ wäre das Pendant für kleine Lieferwagen. „Aures“ fokussiert dagegen Grip unter Offroadbedingungen. Auffällig sind bei den Ecoris die schlanken Formate, vorweigend im 175er bis 205er-Format. In Europa eher am Kleinwagen zu finden.
Bisher "begnügt" man sich mit B- bis C-Werten in Rollwiderstand und Grip, wo manche EU-Premiums samt Geräusch schon ein "Triple-A" vorlegen. Doch gut Ding will Weile haben - und dafür bleibt man auch bei den Preisen dezent.
Was bedeutet das?
Iris Tyres gehört zu den jungen Konzernen in Nordafrika, die gleich digitalisiert starten, das aber zwangsläufig am unteren Ende der Preisskala tun (müssen). Der Messeauftritt gelang, das Programm könnte namentlich noch ein paar Korrekturen vertragen und muss sich jetzt in Europa beweisen. Im Handel und in der Praxis. Man darf gespannt sein auf die ersten Ergebnisse.