Tirol: Bernreiter fordert Lösung für Brenner-Transitverkehr

Staatsminister Christian Bernreiter fordert ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich und erhält dabei Unterstützung von den bayerischen Logistikverbänden LBS und LBT. Statt den Lkw-Verkehr zu blockieren, seien Gespräche sinnvoll. 

Für Lkw ist der Brenner-Transit eine echte Herausforderung. (Symbolbild: Pixabay)
Für Lkw ist der Brenner-Transit eine echte Herausforderung. (Symbolbild: Pixabay)
Anna Barbara Brüggmann
(erschienen bei Transport von Nadine Bradl)

Bereits am 18. Mai 2022 hat sich der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter in einem Schreiben an die Präsidentin der EU-Kommission Ursula von der Leyen gewandt und endlich eine Lösung für den Alpen-Transitverkehr am Brenner gefordert:

„Anwohner und Lkw-Fahrer leiden schon viel zu lang unter der Verkehrsbelastung. Das Problem muss konstruktiv und gemeinsam gelöst werden und ich stehe für Gespräche in Brüssel gerne bereit. Wichtig ist dabei, dass neben den Nationalstaaten auch die lokalen und regionalen Betroffenen mit einbezogen werden. Vor Ort sind die negativen Auswirkungen der Tiroler Maßnahmen viel stärker spürbar, als dies in den Hauptstädten der Fall ist.“

Für Bernreiter sind die Restriktionen, mit denen Tirol seit vielen Jahren den Waren- und Güterverkehr über den Brenner immer weiter einschränkt, unverhältnismäßig und nicht akzeptabel:

„Wir sind nach wie vor der Rechtsauffassung, dass die Blockabfertigung allenfalls in außergewöhnlichen und schweren Notfallsituationen zulässig sein kann, um einen Verkehrskollaps zu vermeiden. Die derzeitige Praxis Tirols geht aus unserer Sicht weit über diesen Anwendungsfall hinaus und schafft systematisch Verkehrsprobleme in Bayern. Zudem scheint sie einen Präzedenzfall zu schaffen, denn inzwischen prüft das Land Salzburg an Tagen mit viel Verkehr auch auf der Tauernautobahn am Walserberg eine Blockabfertigung einzuführen.“

Von Seiten Bayerns wurde und wird stets konstruktiv an Lösungen gearbeitet.

„Es herrscht reger Kontakt auf politischer und Arbeitsebene. So sucht Bayern auf Wunsch Tirols ein Terminal für die Rollende Landstraße im Raum Rosenheim und unterstützt Tirol beim Thema Brenner-Maut“, so der Staatsminister.

Bayern habe sich mit der Bitte um Unterstützung auch bereits wiederholt an den Bund gewandt.

„Leider sind seitens der Bundesregierung bisher zu wenig Schritte erfolgt, um die Problematik zu lösen. Ich werde meine Bemühungen hier konsequent fortsetzen“, erklärt Bernreiter weiter.

Bernreiter unterstreicht, wie wichtig ihm eine konstruktive Zusammenarbeit ist:

„Den Brenner-Transit können wir nur gemeinsam bewältigen. Wir sind aber inzwischen an einen Punkt gelangt, wo im Sinne eines freien EU-Binnenmarktes gehandelt werden muss. Wenn wir kein Einlenken erkennen können, dann hilft nur der Klageweg durch die EU. Denn am Brenner muss sich endlich was bewegen!“

Nun schießen die bayerischen Logistikverbände LBS und LBT nach und unterstützen Bernreiters Position:

„Aktuell wird es aber leider dabei bleiben, dass die von Tirol veranlassten Blockabfertigungen zu chaotischen Verkehrsverhältnissen im Inntal sowie den angrenzenden Regionen führen werden“, warnen die beiden Verbände. 

So sind bereits für Christi Himmelfahrt an sämtlichen Werktagen vom Montag, 23.05.2022, bis Freitag, 27.05.2022, sogenannte Dosiertage angekündigt, am Donnerstag 26.05.2022, dem Feiertag, besteht ohnehin ein Lkw-Fahrverbot.

„Durch das Zusammentreffen von Lkw-Verkehr, bevorstehendem Feiertagsfahrverbot sowie einem sicherlich lebhaften Ausflugsverkehr einerseits und den Blockabfertigungen andererseits droht in der kommenden Woche ein Verkehrschaos in der Region“ , befürchten LBS-Geschäftsführerin Sabine Lehmann und das geschäftsführende Präsidiumsmitglied des LBT, Sebastian Lechner.

Ihr Appell: „Wir bauen auf die bewährte und besonnene Arbeit der bayerischen Polizei, um so weit wie nur irgend möglich gefährlichen Verkehrssituationen oder sogar Unfällen infolge der zu erwartenden massiven Staus vorzubeugen."

Auch ein Ausweichen auf die rollende Landstraße Wörgl-Brenner wird dann nicht mehr möglich sein, da die Lkw aufgrund der Staus ihre gebuchten Zugplätze nicht erreichen werden. Den Worten von Staatsminister Bernreiter, nämlich dass sich in der Transitfrage endlich etwas bewegen müsse, ist insoweit nichts hinzuzufügen, so LBS und LBT.

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