Umweltprämie: Plug-in-Hybride sollen schneller aus der Förderung fallen

Die Überprüfung des elektrischen Fahranteils bei PHEVs sei in der Praxis nur mit "unverhältnismäßig hohem Aufwand" zu machen. Daher sollen die ökologisch umstrittenen Teilzeitstromer schon ab 2023 nicht mehr gefördert werden. Ein richtiger Schritt. Dem aber weiter folgen müssen.

Blockadehaltung: Nicht selten besetzen PHEVs mit schwachen Bordladern die öffentliche Ladeinfrastruktur unverhältnismäßig lang zur mauen EV-Reichweite. | Foto: Volvo Cars
Blockadehaltung: Nicht selten besetzen PHEVs mit schwachen Bordladern die öffentliche Ladeinfrastruktur unverhältnismäßig lang zur mauen EV-Reichweite. | Foto: Volvo Cars
Christine Harttmann
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Das Bundeswirtschaftsministerium plant offenbar eine komplette Streichung der Förderung für Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge bereits zum Jahresende. Schon zuvor hatte das Ministerium eine Neuregelung ab 2023 angekündigt, die eine Förderung nur noch für Fahrzeuge vorsieht, die "nachweislich einen positiven Klimaschutzeffekt haben", was auch im Koalitionsvertrag festgelegt worden war. Hier wollte man diesen Effekt noch über die elektrische Mindestreichweite und den elektrischen Fahranteil definieren. Das erscheint nun in der Praxis nicht durchführbar zu sein. Eine Förderung dieser Fahrzeuge in Abhängigkeit von der elektrischen Fahrleistung hätte zu "unverhältnismäßig hohem Aufwand geführt" und sei daher verworfen worden, heißt es in einem Schreiben des parlamentarischen Staatssekretärs Michael Kellner (Grüne) an die Abgeordneten der Ampel-Koalition, das der DPA vorlag. Die Förderung für PHEV-Modelle ende demnach schon am 1.1.2023. Die Incentivierung von rein batterieelektrischen Modellen soll schrittweise ab 2023 bis 2025 reduziert werden.  

Kritik an den Plänen kam wie erwartet vom Verband der Importeure von Kraftfahrzeugen, deren Marken neben reinen BEV ebenso wie die deutschen Premium-Hersteller aktuell noch stark auf margenträchtige und hochpreisige Plug-in-Hybrid-Modelle, speziell im boomenden SUV-Segment, setzen.

„Ein Auslaufen der Förderung für Plug-in Hybride würde den Hochlauf der Elektromobilität bremsen und die Erreichung der Klimaziele erschweren. Darüber hinaus würde das Vertrauen, das auch durch die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag entstanden ist, nachhaltig zerstört. Die öffentliche Förderung ist nach wie vor erforderlich, um die Plug-In Hybride gegenüber thermisch betriebenen Fahrzeugen wettbewerbsfähig zu halten", befindet VDIK-Präsident Reinhard Zirpel.

Darüber hinaus werde mit dem Schreiben die Forderung der Industrie nach einer Rückkehr zum zweistufigen Antragsverfahren beim Umweltbonus abgelehnt. Zirpel meint, die Abhängigkeit der Förderung von der Zulassung des Fahrzeugs würde bereits jetzt zu einer deutlichen Kaufzurückhaltung bei Fahrzeugen mit elektrischem oder Plug-In Hybridantrieb führen. Aufgrund der teilweise langen Lieferzeiten für diese Fahrzeuge, die in den Lieferengpässen für Fahrzeugkomponenten begründet sind, könne eine Förderfähigkeit nicht mehr garantiert werden.

"Die Hersteller tragen bereits von Anfang an Ihren Anteil am Umweltbonus. Eine Erhöhung dieses Anteils zum Ausgleich der Unsicherheit über den Lieferzeitpunkt ist nicht finanzierbar", meinte Zirpel weiter.

Was bedeutet das?

Ein klarer Schnitt bei den Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen in Sachen Förderung wäre konsequent. Die Teilzeitstromer wurden häufig missbraucht, um die Prämie abzuräumen und tragen in der Praxis wenn dann wenig, oder zumindest kaum mit vertretbarem Aufwand überprüfbar zum Klimaschutz bei. Der rasche Hochlauf der reinen E-Mobilität mit immer größeren Reichweiten lässt das teure, schwere und aufwändige Doppelantriebskonzept auch viel schneller als erwartet als anachronistisch erscheinen. Ein PHEV ist schon heute selbst für Urlaubsreisen ein "alter Hut", wenn BEV-Modelle komplett emissionsfrei reihenweise die 400-Kilometer-Marke knacken und mit Schnellladetechnik sowie dem Ausbau der HPC-Ladeinfrastruktur weiteren Boden gutmachen. Im Jahr 2023 besteht in Deutschland schlicht keine ernsthafte Notwendigkeit mehr, einen Plug-in-Hybrid statt eines BEV zu kaufen. Punkt.

Hinzukommt: Die Teilzeitstromer sind oft die Topmodelle der jeweiligen Range, nicht selten werden damit trendige, aber für den Klimaschutz kontraproduktiven SUV-Modelle mit einem grünen Feigenblatt geadelt. Ihre Eigner sind, wenn man sich ehrlich macht, eher selten auf staatliche Apanagen angewiesen. Außerdem neigen die durch den doppelten Antrieb schweren Fahrzeuge auf Langstrecken zu hohen Verbräuchen, weil unterdimensionierte Benzin-Aggregate schnell an die Grenzen stoßen - und dabei neben dem CO2 die sonstigen Schadstoffe wie Stickoxide und Feinstaub in die Höhe schnellen. Es ist wohl so: Von der CO2-Betrachtung liegt bei vielen Fernstrecken jeder Diesel besser als das jeweilige PHEV-Pendant.

Ärgernis: PHEVs blockieren öffentliche Ladeinfrastruktur

Noch ein Aspekt: Die meist mit leistungsschwachen AC-Ladern ausgestatteten PHEVs blockieren allerorten für gefühlte Ewigkeiten die öffentlichen Ladesäulen - für ihre lächerlichen 50 Kilometer Reichweite. Da nützt es auch wenig, wenn die Anforderungen jetzt auf 60 oder 80 km steigen. Den Luxus von massenhaft PHEVs kann sich die stark ausbaubedürftige urbane Ladeinfrastruktur wirklich nicht leisten. Zumal ein Auto als "langdrehendes" Investitionsgut eben auch zehn bis 15 Jahre in der Welt bleibt. Was soll dann mit all den PHEVs der ersten Generation passieren? Sie fristen mit alterschwachen Akkus noch weiter eingeschränktes Dasein als Teilzeitstromer - und halten den Anteil an fossilen Kraftstoffen im Verkehr unnötig hoch. Anders als reine Stromer werden sie nämlich mit dem Strommix nicht immer sauberer - und nur im Bereich ihres Mini-Akkus. Ein marginaler Beitrag, wahrlich. Recht so, weg mit der Alimentierung falscher Technologie. 

Und gilt es jetzt, im Wirtschafts- und Klimaschutzministerium auch bei den weiteren Schritten konsequent zu sein: Förderung vorzugsweise für Kompakt-Stromer der unteren Preis- und Gewichtsliga, aber endlich auch für Elektroleichtfahrzeuge (LEV) oder E-Lastenräder, die nicht selten leider immer noch so viel kosten wie ein Kleinwagen. Dann wäre die Förderkulisse stringent neu aufgestellt - und ausgerichtet klar auf Klimaschutz. Nur hierauf kommt es jetzt an.   

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