VDA-Ranking Ladesäulen: Ingolstadt baut kräftig zu - Trendwende dank Schnellladern
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat sein neuestes Ladesäulen-Ranking auf Basis der Daten der Bundesnetzagentur und des Kraftfahrtbundesamts veröffentlicht und sieht insgesamt leichte Verbesserungen bei der Infrastruktur in den Kommunen. Nach einem starken Zubau im laufenden Jahr setzt sich Ingolstadt an die Spitze des Rankings, weil im Berichtszeitraum zwischen Januar und Juli 2023 859 E-Ladepunkte hinzukamen. Das bessert auch die Bilanz des Freistaats, der sich mit dann 1176 neuen Ladepunkten in absoluten Zahlen bundesweit an die Spitze setzt. Relativ zum E-Auto-Bestand ist man allerdings in Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen als E-Mobilist besser versorgt. In Ingolstadt teilen sich damit aktuell vier E-Autos eine Ladesäule, im Gegensatz zu Wiesbaden, wo es bei hohem E-Autobestand und relativ niedrigem Ausbau der Infrastruktur 115 E-Autos pro Säule sind.
Es geht voran, allerdings nicht schnell genug
Insgesamt listet der Verband zum Stichtag in Deutschland 97.500 Ladepunkte auf, davon 18.600 Schnellladepunkte, die immer mehr Verbreitung finden. Der VDA zählt neben reinen BEV auch PHEV-Modelle zu den E-Autos. Damit kommen in Deutschland zum Stichtag 1. Juli im Durchschnitt 21 E-Pkw auf einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt. Beim letzten E-Ladenetzranking, Stand 1. Januar 2023, waren es noch 23 E-Pkw, die auf einen öffentlichen Ladepunkt kamen. Während das Delta zwischen Bedarf und Angebot über Jahre gewachsen ist, habe sich die große Lücke nun etwas verkleinert, konstatiert der Verband. Der Nachholbedarf bleibe jedoch groß.
"Um das Ziel von 1 Million Ladepunkten im Jahr 2030, das auch die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag und jüngst in der Nationalen Industriestrategie ausdrücklich festgehalten hat, zu erreichen, müsste sich das Ausbautempo der vergangenen zwölf Monate mehr als verdreifachen", mahnt der VDA.
Zudem gebe es in rund der Hälfte (48 Prozent) aller 10.773 Gemeinden in Deutschland noch immer keinen einzigen öffentlichen Ladepunkt.
Trendwende bei Leistung, aber viele Kommunen noch ohne Säule
Für die Ladezeit und die Auslastung der Ladepunkte spielt deren Ladeleistung eine wichtige Rolle. An Schnelladepunkten können in der gleichen Zeit deutlich mehr E-Pkw geladen werden als an Normalladepunkten. Betrachtet man die Ladeleistung, die pro E-Pkw in Deutschland durchschnittlich zur Verfügung steht, um den Ausbau der öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur abzubilden, so ergibt sich nun eine Trendwende, wie der Verband feststellt.
Während diese Kurve seit 2020 über die Jahre kontinuierlich von 3,4 kW auf 1,4 kW am 1. Januar 2023 (Datenstand des letzten VDA-E-Ladenetzrankings) fiel, steigt die pro E-Auto zur Verfügung stehende Ladeleistung zum 1. August dieses Jahres auf 1,7 kW. Hintergrund dieser Entwicklung ist, dass im bisherigen Jahresverlauf verstärkt Schnellladepunkte mit hoher Ladeleistung hinzugebaut wurden. Die VDA-Auswertung zeigt jedoch auch: In acht von zehn Gemeinden in Deutschland gibt es nach wie vor nicht einen einzigen Schnellladepunkt.
„Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist eine der drängendsten Infrastrukturaufgaben für Deutschland, wurde aber lange viel zu sehr vernachlässigt. Der Erfolg der E-Mobilität steht und fällt wesentlich mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur. Die Menschen brauchen die Gewissheit, überall und zu jeder Zeit unkompliziert laden zu können, damit sie auf die E-Mobilität umsteigen. Die Verfügbarkeit ist beim Laden das ausschlaggebende Kriterium für die Kundenzufriedenheit. Dass es in jeder zweiten Gemeinde in Deutschland nicht einen einzigen Ladepunkt gibt, ist ernüchternd und verdeutlicht den politischen Handlungsbedarf", moniert VDA-Präsidentin Hildegard Müller.
Eine Allensbach-Studie im Auftrag des Automobilverbands ergab vor kurzem, dass 68 Prozent der Befragten sehen das Angebot an Lademöglichkeiten in der eigenen Umgebung kritisch sehen, 61 Prozent meinen dies für die Orte, an denen sie einkaufen, und 49 Prozent sehen Defizite auf Autobahnen und Landstraßen. Insbesondere auch vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse sei es gut, dass das Tempo beim Ladeinfrastrukturausbau zuletzt angezogen und insbesondere der Ausbau der Schnellladeinfrastruktur forciert wurde, lobt Müller. Dabei mahnt sie auch einen Ausbau des Stromnetzes an, dass für den Erfolg der E-Mobilität eine Schlüsselrolle spiele. Doch auch hier sei der Nachholbedarf erheblich.
"Für die Herausforderungen, die mit der Energiewende und dem Markthochlauf der E-Mobilität kommen, ist das Stromnetz aktuell nicht gerüstet. Die Netze müssen jetzt dringend beschleunigt ausgebaut werden. Zudem muss der Ausbau der Stromnetze vorausschauend, das heißt am künftigen Bedarf orientiert, erfolgen. Wie im Koalitionsausschuss verständigt, muss dieser vorausschauende Ausbau jetzt auch gesetzlich verankert und zügig umgesetzt werden", forderte Müller.
Der T-Wert gibt an, wie viele E-Autos sich einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt teilen müssen. Hier gibt es mit Ingolstadt (Bayern) einen neuen Spitzenreiter. In Ingolstadt kommen auf einen öffentlichen Ladepunkt lediglich 4,2 E-Pkw. Beim letzten VDA-E-Ladenetzranking hatte noch Emden den ersten Platz belegt, nun findet sich die niedersächsische Stadt auf Rang 2 wieder. Der A-Wert stellt die grundsätzliche Attraktivität des Ladenetzes im Landkreis oder in der Stadt dar. Im A-Wert-Ranking hat Ingolstadt (Bayern) ebenfalls die Nase vorn. Die Stadt Regenburg (Bayern) macht gegenüber der letzten Auswertung einen Platz gut und belegt nun den zweiten Platz. Auf Platz 3 liegt Emden (Niedersachsen).
Schnelllader im Trend
Der S-Wert zeigt, wie viele E-Pkw sich statistisch betrachtet einen Schnellladepunkt teilen müssen. Hier ist wegen der noch vergleichsweise schwachen Verbreitung eine statistische Auswertung auf Ebene der Bundesländer sinnvoll. Diese Auswertung zeigt: Der Bundesdurchschnitt liegt beim S-Wert bei 110,8. Anders formuliert: In Deutschland kommen durchschnittlich rund 111 E-Pkw auf einen Schnellladepunkt. Dieser Wert hat sich seit dem letzten VDA-E-Ladenetzranking deutlich verbessert: Zum Stichtag 1. Januar 2023 lag er noch bei 141,7 gelegen. Die ersten drei Plätze beim S-Wert belegen wie bereits bei der letzten Auswertung Thüringen (48,2), Sachsen-Anhalt (50,0), und Mecklenburg-Vorpommern (51,0).