VdTÜV: Null-Promille-Grenze im Gespräch

Eine repräsentative Umfrage des TÜV-Verbandes ergab: Aus 1.000 Personen sprechen sich 75 Prozent der Befragten für ein absolutes Alkoholverbot am Steuer aus - auch für Motorrad-, E-Scooter- und Fahrradfahrer. Der Verband fordert nun geringere Promillegrenzen für die Anordnung einer MPU.

Eine Promillegrenze von 0,0 fänden viele Bundesbürger gut. Das ergab eine Umfrage des TÜV-Verbandes. (Foto: ots)
Eine Promillegrenze von 0,0 fänden viele Bundesbürger gut. Das ergab eine Umfrage des TÜV-Verbandes. (Foto: ots)
Radosveta Angelova

1.000 Bundesbürgerinnen und -bürger im Alter von 16 bis 75 Jahren wurden für die Studie mit folgender Frage konfrontiert: "Für welche VerkehrsteilnehmerInnen sollte ein absolutes Alkoholverbot (null Promille) gelten?" Laut den Ergebnissen sprachen sich drei Viertel der Befragten für die Null-Promille-Grenze aus, 69 Prozent befürworteten ebenfalls eine Null-Promille-Grenze für Motorradfahrer und rund 60 Prozent wünschten sich dasselbe für E-Scooter- und Fahrradfahrer.

Marc-Philipp Waschke, Verkehrssicherheitsexperte beim TÜV-Verband:

„Wer Alkohol trinkt, egal in welcher Menge, sollte für sich selbst klare Verhältnisse schaffen und das Auto stehen lassen. Verzichten Autofahrer auf Alkohol am Steuer vollständig, ersparen sie sich die Rechnerei, nach wie vielen Gläsern Bier, Wein oder Schnaps die Promillegrenze vermutlich erreicht ist - und sie leisten einen wirksamen Beitrag zur Verkehrssicherheit.“

Aus Sicht des TÜV-Verbands sollten Alkohol- und Drogenfahrten schärfer sanktioniert werden, jedoch unter der Prämisse, den betroffenen Fahrern Möglichkeiten aufzuzeigen, ihr Verhalten zukünftig zu ändern. Auch alkoholsensitive Wegfahrsperren, so genannte Alkohol Interlock Systeme, sind im Gespräch, um betroffenen Verkehrsgefährdern wieder eine aktive Teilnahme am Straßenverkehr zu ermöglichen. Voraussetzung dafür sind begleitende verkehrspsychologische Rehabilitationsmaßnahmen.

Waschke unterstreicht: "Verkehrspsychologische Seminare und Kurse bieten den Teilnehmern die Möglichkeit, ihre Trinkgewohnheiten zu hinterfragen und zeigen Wege auf, wie sie Alkoholkonsum und Fahrzeugnutzung strickt trennen können."

Alkohol am Steuer gehört bis heute zu einem der größten Risikofaktoren im Straßenverkehr. Aus den Daten des Statistischen Bundesamtes geht hervor, dass bei rund 35.000 Unfällen jährlich die Fahrerinnen und Fahrer unter Alkoholeinfluss standen. Im Jahr 2018 sind dabei 244 Menschen ums Leben gekommen und weitere 4.600 Menschen schwer verletzt worden. Die Erfahrungen zeigen jedoch, dass strengere Alkohollimits Wirkung zeigen. Seit Einführung der 0,5-Promille-Grenze im Jahr 1998 hat sich die Zahl der Alkoholunfälle halbiert. Der Verband spricht sich deshalb für eine Prüfung der Fahreignung im Rahmen einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) aus, wenn der Alkoholgrenzwert des Betroffenen bei 1,1 Promille liegt – ab diesem Wert seien Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer absolut fahruntüchtig. Der Wert liegt derzeit bei 1,6 Promille und somit zu hoch, so der VdTÜV.

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