Volvo eröffnet die Volvo World in Göteborg

Am 14.4.1927 rollte in Göteborg der erste Volvo aus den Fabrikhallen. Zum 97. Geburtstag „beschenkt“ sich die Marke mit einer neuen Volvo-Welt, die das einstige Museum am Hafen mit Ausblicken in die Zukunft, Kultur und Kunst verbindet.

Architektur pur: Die World of Volvo - die dort steht, wo Saab einst ein Getriebewerk hatte. | Foto: Volvo/Rasmus Hjortshoj
Architektur pur: Die World of Volvo - die dort steht, wo Saab einst ein Getriebewerk hatte. | Foto: Volvo/Rasmus Hjortshoj
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Fast alle Premiumhersteller haben eine „Markenwelt“ am Ort ihrer Gründung. Klar, dass es da früher oder später auch eine World of Volvo in Göteborg geben musste, wo bis Ende 2023 ein Museum Anlaufpunkt der Markenfans war, das aber etwas abseitig lag. In World of Volvo verbindet man stattdessen Vergangenheit und Zukunft geschickt miteinander. In einem großen Holzbau (dessen Basiskonstruktion aus Österreich stammt), den man so zum Erlebniszentrum macht, samt Meeting-Rooms, Restaurant oder einfach einem schönen Ort zum Verweilen.

Die Architektur wurde von Henning Larsen Architects mit der Vision geschaffen, ein Gebäude basierend auf der Geschichte der skandinavischen Landschaft und Natur zu erschaffen. Die World of Volvo soll ein bisschen auch ein neues Wahrzeichen in Göteborg und Schweden werden, wobei sie sich dafür dezent zurücknimmt, aber immerhin sofort von der Autobahn aus Stockholm kommend einsehbar ist.

Typisch schwedisch: Viel Holz, warme Farben

Das Gebäude besteht aus insgesamt 2.800 Tonnen Holz, bezogen aus dem Süden Europas und Schweden. Das Gebäude wird insgesamt von 2.300 großen Holzbalken und 2.700 kreuzlaminierten Holzbrettern (CLT) getragen. Die drei größten hölzernen Balken messen je 34 Meter in der Länge! Und auf dem Dach und den Böschungen gab man dem Boden rund 12.000 Quadratmeter Natur zurück. Einst befanden sich hier eine Getriebefabrik von Saab, deren Leuchten man teils in den Neubau integrierte und ein Parkplatz des Liseberg-Vergnügungsparks. Energie könnte man auch über PV ziehen, welche aber noch nicht installiert ist.

Wer das ganze wie finanziert hat und was es genau kostete, wollte uns der CEO der World of Volvo, Magnus Wrahme, nicht genau sagen, weshalb wir mal vermuten, dass die Geely-Gruppe, Eigentümer der Pkw-Sparte und Miteigentümer von Volvo Lkw nicht ganz unbeteiligt an der neuen Volvo-World war. Das 22.000 m² große Erlebniszentrum umfasst einen 4.500 m² großen (Oldtimer-) Ausstellungsbereich, der Besucher auf eine Reise von der Vergangenheit über die Gegenwart bis in die Zukunft mitnimmt – mit ikonischen Fahrzeugen, realen Geschichten und vielen interaktiven Erlebnissen. Die teils wirklich wild sind und KI-basierte immer neue Kunstlandschaften erstellen, indem man an Leinwänden vorbeiläuft. Oder man wird vor einer Leinwand, die sich um Recycling kümmert, selbst zu buntem Müll.

Lkw mit eigenem Erlebnisbereich

Interessant ist dabei der große Bereich extra für Lkw, der außer Schnittmodellen der Kabinen auch aufzeigt, was passiert, wenn alle Lkw-Räder mal für einen, zwei, drei, vier oder gar fünf Tage stünden – dann würde es wirklich dramatisch werden. Interessant ist auch die Aufteilung des Gebäudes, das innen tatsächlich größer als außen wirkt und oben durch geschickte Begrünung und eine Art Böschung den Blick direkt über die Autobahn in den benachbarten Wald lenkt.

Auf der anderen Seite blickt man in die Innenstadt und hätte die Explosion im Freizeitpark live mitbekommen können: Bei Schweißarbeiten fing der Rutschenturm schlagartig Feuer und brannte sofort aus…doch daneben kann man sich jetzt in die nagelneue Volvo-Welt flüchten. Offiziell sieht man sie als „eine gemeinsame Verpflichtung zwischen Volvo Cars und der Volvo Group“ und inoffiziell denkt man schon seit zig Jahren darüber nach, sowas im Zentrum von Göteborg zu bauen, zumal man das alte Museum „eigentlich nur mit einem GPS-Signal fand, so gut war es vesteckt“ – scherzt Oscar Bertilsson Olsburg, bei Volvo Cars für Commercial Operation zuständig. Trotzdem kamen jährlich 100.000 Besucher, darunter auch solche, die ihren Volvo Pkw oder Lkw abholten. Perspektivisch sollen es jetzt viel mehr werden, zumal man auch eine Parkgarage mit 1500 Stellplätzen (davon 150, später 300 mit Ladepunkten) und eine überdachte Bushaltestelle integrierte. Bis 450 Ladepunkte könnte man ausbauen, bevor man an die Anschlusslei(s)tung ran muss. 

Viel mehr verschiedene Pakete für Kunden, die ihre Fahrzeuge abholen wollen

Und ja, man kann auch Pkw und Lkw dort abholen. Tatsächlich erklärte uns Lkw-CEO Roger Alm begeistert, dass man Kunden, Transportunternehmern oder Spediteuren jetzt mehrere Pakete anbieten könne, Lkw live an ihrer Entstehungsstätte abzuholen. Dabei kann man die Lkw-Abholung in der World of Volvo oder in der Fabrik arrangieren, mit Speisen, Fahrevents, Fabrikbesichtigung oder ohne – die Möglichkeiten sind jetzt vielfältiger denn je. Und man wolle mit der World of Volvo auch etwas zurückgeben an die Kunden, Mitarbeiter und die Stadt Göteborg.

Ganz neuer Ansatz: Als Treffpunkt auch für Kultur und für Diskussionen

Die einst etwas unterkühlte 1960er-Jahre-Atmosphäre weicht jetzt einem „Treffpunkt, der sich um den menschlichen Körper und Geist dreht“ und berücksichtigen soll, „wie wir alle verbunden sind“. Kleiner hatten sie es nicht in Göteborg und trotzdem ist es tatsächlich ein feiner Treffpunkt geworden, denn Volvos Wurzeln stammen nach eigenen Angaben aus einem menschenzentrierten Prinzip, das die Gründer einst festlegten: Man wollte „Technologie nutzen, um das Leben der Menschen zu verbessern". Dieses Prinzip stand dann auch hinter der World of Volvo, die in erster Linie Treffpunkt für Menschen und ihre Ideen sein will, um zusammenzukommen - inspiriert zu werden für gemeinsamen Fortschritt in Richtung eines sichereren und nachhaltigeren Morgen.

Mit den großzügigen, dynamischen Räumen kann sich World of Volvo auch verwandeln, um eine Vielzahl von Veranstaltungen zu beherbergen. Geplant sind auch Kulturevents, Talkrunden und Konferenzen. Die Konferenz- und Veranstaltungseinrichtungen bieten Räume, die bis zu 1.100 Teilnehmer aufnehmen können.

Dazu kommen zwei Restaurants, die öffentlich zugängliche Ceno Brasserie und Ceno On Top, das für Konferenzgäste und größere Gruppen geöffnet ist. Architekt Martin Stenberg Rignér erklärte scherzend:

„Ich kann mich nicht erinnern, vorher schon mal runde Küchen geplant zu haben.“ 

Dass die funktionieren, ist wichtig, denn die Götaplatsgruppen hat dazu ein kulinarisches Konzept entwickelt, das Qualität und Nachhaltigkeit widerspiegeln soll - mit einem Fokus auf lokale und saisonale Zutaten. Hinter den Menüs steht der preisgekrönte Chefkoch Stefan Karlsson. Damit auch für das leibliche Wohl der Markenfans gesorgt ist.

Was bedeutet das?

Endlich hat auch Volvo seine „Welt“, was vor allem für die in Göteborg beheimateten Pkw und Lkw wichtig ist. Und was noch wichtiger ist: Die Schweden haben den Ton getroffen, den Fans und Kunden erwarten. Sodass wir Göteborg-Besuchern raten würden, die Volvo-Welt einzuplanen, allein um der Architektur willen.

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