Wahnsinn des Klimakabinetts bei den E-Fuels

Verbrennungsmotoren sollen im Einsatz bleiben – CO²-Reduktion durch mehr Wasser- und Flächenverbrauch angestrebt . Dieser Weg führt laut dem Bundesverband eMobilität (BEM) in die falsche Richtung. 

Effizienzbei den E-Fuels ist umstritten. Foto: ADAC
Effizienzbei den E-Fuels ist umstritten. Foto: ADAC
Bert Brandenburg

Das im Klimakabinett verabschiedete Klimaschutzprogramm schlägt laut dem BEM einen neuen, fatalen Kurs bei der Reduktion von CO²-Emissionen ein. Durch die vorgeschlagene Änderung der Bundes-Immisionsschutz-Verordnung sollen Tankstellen die Erlaubnis erhalten, synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) verkaufen zu dürfen. E-Fuels werden durch einen Energie-intensiven Prozess hergestellt, der auf Basis erneuerbarer Energien für die Anforderungen des Individualverkehrs heute nicht realisierbar ist und der gigantische Mengen an Biomasse und Wasser erfordert.

Wie auch immer diese Energieproduktion geschehen soll, mit Hilfe der Erlaubnis ist es herkömmlichen Automobilherstellern möglich, ihre alten Produkte im Angebot zu belassen und die Motoren mit E-Fuel-Beimischungen als umweltfreundlich zu verkaufen; obwohl sie in der Energiebilanz einen großen Schaden anrichten und weniger effizient sind als Batterie betriebene Autos. 

„Das Mantra von der Technologie-Offenheit hat die Regierung auf einen völlig falschen Kurs gebracht“, kommentierte Markus Emmert, wissenschaftlicher Beirat des Bundesverbandes eMobilität e.V. (BEM), die jüngsten Vorschläge. „Sicherlich kann E-Fuel in ausgewählten Insellösungen etwa im Luftverkehr eingesetzt werden, für die Massennutzung ist der Gebrauch von fossilen Energieträgern ein nachhaltiger Wahnsinn. Der Batterieantrieb ist schon heute technologisch weit überlegen.“   

 Eine Meinung die auch der ADAC teilt. Aufgrund der zahlreichen einzelnen Schritte fallen bei der Herstellung von E-Fuels hohe Wirkungsverluste an. Von der im Prozess eingesetzten Energie bleiben in der "Well-to-Wheel"-Betrachtung am Ende nur 10 bis 15 Prozent übrig. Zum Vergleich: Im Elektroauto kommen 70 bis 80 Prozent der Ausgangs-Energie am Rad an. Und deshalb stellt sich natürlich die Frage nach der Sinnhaftigkeit, die wohl nur beim Einsatz von zusätzlich erzeugtem regenerativen Strom positiv zu beantworten ist.

Auch ein Thema: Die Erzeugung erneuerbaren Stroms ist stark schwankend und unabhängig von der Nachfrage, sodass erhebliche Kapazitäten zur Speicherung von Strom notwendig sind. Diskutiert wird in diesem Zusammenhang auch die Frage, ob Wasserstoff die optimale Speichertechnologie bietet. Natürlich könnte man Wasserstoff  in Reinform auch als direkten Kraftstoff in Verbrennungsmotoren verwenden. BMW zum Beispiel hat bereits einen Wasserstoff-Verbrennungsmotor im 7er-BMW zur Serienreife entwickelt, das Projekt wegen Speicherproblemen im Auto aber wieder eingestellt.

„Der neue Vorschlag des Klimakabinetts macht deutlich, dass die Minister keine Verbindung zwischen Mobilitäts- und Energiewende ziehen, sondern stattdessen ihr Silo-Denken fortsetzen“, erklärkt BEM-Präsident Kurt Sigl. „Nicht nur, dass die mutigen Reformunternehmen jetzt den Dolch im Rücken haben, unbeantwortet bleibt auch die Frage, wie Deutsche dann im Ausland tanken, wo man sich bereits auf das Ende der Verbrenner einstellt.“

Was bedeutet das?

Gegen eine baldige Markteinführung auf breiter Front sprechen der schlechte Wirkungsgrad, die aufwendige, also teure Herstellung und fehlende Industrieanlagen. Experten sehen das Einsatzgebiet von E-Fuels aufgrund des schlechten Wirkungsgrads nicht im Pkw, sondern in Transport-Bereichen, wo weder ein Elektro- noch ein Brennstoffzellenantrieb in Frage kommen. Das wäre vor allem in Flugzeugen und Schiffen der Fall. Der Grund: In Flugzeugen oder Schiffen müsste man so extrem große Batterien oder Wasserstofftanks mitführen, dass vom Transportvolumen zu wenig übrig bliebe. Synthetische Kraftstoffe hingegen beanspruchen wegen ihrer hohen Energiedichte nicht mehr Raum als Kerosin oder Diesel und wiegen auch nicht mehr.

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