Wasserstoff-Lkw: Von Niederbayern in die Welt

Die Paul Group hat auf der PIN21Clean Trucking Conference im niederbayerischen Vilshofen ihren mittelschweren Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw PH2P vorgestellt. Und verkauft sind die ersten 25 Modelle auch schon.

Da ist er: Der PH2P baut auf einem Mercedes-Benz auf und wurde von der Paul Group zum Wasserstoffmodell umgebaut. (Bilder: N. Bradl)
Da ist er: Der PH2P baut auf einem Mercedes-Benz auf und wurde von der Paul Group zum Wasserstoffmodell umgebaut. (Bilder: N. Bradl)
Redaktion (allg.)
(erschienen bei Transport von Nadine Bradl)

Leise surrt der PH2P durch die Halle der Paul Group in Vilshofen. So leise sogar, dass Testpilot und Bayerischer Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger den Wasserstoff-Truck versehentlich erstmal wieder abwürgt, weil er denkt, dass er noch gar nicht läuft. Mit Hilfe von Unternehmenschef Josef Paul klappt es dann doch, Aiwanger dreht eine erste Runde über das Werksgelände mit dem mittelschwerer Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw mit 24 Tonnen Zuggesamtgewicht und bis zu 500 Kilometern Reichweite. Und der Minister ist – nach anfänglicher Skepsis, ob er den Truck überhaupt ohne Lkw-Führerschein bewegen dürfe – begeistert. Lässt sich von den Paul-Mitarbeitern genau erklären, wie der PH2P funktioniert und, ob er auch finanziell für die Unternehmen tragbar wird. „Kommt man bei größerer Stückzahl in die gleiche Preisklasse wie bei einem Diesel“, will Aiwanger von Paul wissen. „Er wird etwas teurer bleiben“, prognostiziert dieser. Ist sich aber sicher, dass der Wasserstoff-Lkw durch Lebensdauer, Förderung und beispielsweise einer Steuerbefreiung den Wettstreit mit dem Diesel aufnehmen kann.

Tank mit 30 Kilogramm

Doch zunächst zu den Fakten: De PH2P Truck ist ein Null-Emissions-Fahrzeug, das ein 16-Tonnen-Fahrgestell mit einem Zuggesamtgewicht von 24 Tonnen bietet. Die Reichweite liegt laut Paul bei 450 bis 500 Kilometern (ohne Anhänger und je nach Fahrprofil), vollgetankt werden kann innerhalb von zehn bis 15 Minuten. Der Wasserstofftank fasst 30 Kilogramm, das Fahrzeug verbraucht rund 6,5 Kilogramm Wasserstoff auf 100 Kilometer. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 85 Stundenkilometern, die Dauerleistung bei 120 Kilowatt, die Spitzenleistung bei 300 Kilowatt. Das Dauerdrehmoment ist mit 2800 Newtonmeter angegeben.

Tankstellen sind rar

Soweit so gut, doch schon stellt sich die erste Frage: Wo tankt man den neuen Truck denn? Wasserstoff-Tankstellen sind in Deutschland – und auch in Europa – mehr als dünn gesät. Rund 100 gibt es, der Großteil ist allerdings nicht für Lkw beziehungsweise Nutzfahrzeuge geeignet ist. Deshalb stellte Lorenz Maier, Geschäftsführer der Maier & Korduletsch Unternehmensgruppe, bei der Konferenz auch gleich das nötige Tankstellenkonzept vor. In Passau errichtet das Unternehmen bis 2023 eine Wasserstofftankstelle, die auch Lkw bedient. Für die Zukunft sollen sogar ganze H2-Gewerbeparks entstehen inklusive Schnelllader, Wasserstoff-Tankstellen und Lkw-Servicestationen, die ebenfalls auch auf Wasserstoff-Fahrzeuge ausgelegt werden sollen.

Mietmodell von Shell

Um den Service müssen sich die Käufer – wenn gewünscht – beim PH2P keine Sorgen machen. Constanze Weinkum, Hydrogen Key Account Manager bei Shell Deutschland, erläuterte das Pay-per-Use-Modell für den PH2P Truck. Die Lkw werden dabei von Shell gekauft und vermietet. Die Betankung ist ebenfalls inkludiert ebenso wie Versicherungen, Service und Wartung. Ein Rundum-Sorglos-Paket, das als erster Maier & Korduletsch in Anspruch nahm und sich symbolisch auf der PIN21 den Schlüssel zum PH2P sicherte. Auch die restlichen bis Ende des Jahres produzierten insgesamt 25 Trucks sind bereits an Shell verkauft. Und dürfen dann leise bei ihren Kunden surren.

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